«Die Juso-Initiative ist ein Verlustgeschäft für alle!»

    Wir stimmen am 30. November 2025 über die Juso-Erbschaftsteuer ab. Hans-Jörg Bertschi, Präsident des Verwaltungsrates der Bertschi AG, Dürrenäsch und Vorstandsmitglied Swiss Family Business, erklärt hier im Detail, wie schädlich dieses linke Vorhaben für den Wirtschaftsstandort Schweiz ist: Die Initiative würde zu jährlichen Steuerausfällen von über 2 Mia. Franken führen und damit nicht nur die sogenannt Reichen treffen, sondern alle Einwohnerinnen und Einwohner des Landes. Zudem würde die Nachfolgeplanung enorm erschwert und die Schweizer Startup-Szene signifikant geschwächt.

    (Bild: pixabay) Der Bundesrat und das Parlament lehnen die Juso-Erbschafts-Initiative klar ab.

    Die Zukunfts-Initiative der Juso will Nachlässe und Schenkungen über 50 Millionen Franken mit 50 Prozent besteuern und das Geld für den Klimaschutz verwenden. Was dachten Sie, als Sie das erste Mal von dieser Idee der Juso hörten?
    Hans-Jörg Bertschi: Zum einen war ich und bin noch immer tief beunruhigt über die verheerenden Auswirkungen der Initiative auf Unternehmen und Arbeitnehmende und die Zukunft der Schweiz als Investitions- und Innovationsstandort. Zum anderen war ich aber nicht wirklich erstaunt, dass die Juso eine weitere Initiative lanciert hat, mit der sie die Basis unseres Wohlstandes untergräbt.

    Die sogenannte Juso-Initiative (Volksinitiative «Für eine soziale Klimapolitik – steuerlich gerecht finanziert») hätte für die Schweiz tiefgehende Auswirkungen. Deshalb hat Swiss Family Business gleich reagiert und ein «Überparteiliches Komitee» gegen die Juso-Initiative initiiert. Wie setzt sich das breit abgestützte Komitee zusammen?
    Das von Swiss Family Business initiierte «Überparteiliche Komitee gegen die Juso-Initiative» setzt sich aus verschiedenen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammen. Das Komitee umfasst Vertreterinnen und Vertreter von SVP, FDP, die Mitte, GLP und SP. Zudem sind verschiedene Familienunternehmen aus der ganzen Schweiz im Komitee aktiv. Das breit abgestützte Komitee steht sinnbildlich dafür, dass die Initiative alle trifft und nicht nur die Wohlhabenden. Wir verfolgen das gemeinsame Ziel, dass die Initiative deutlich und rasch abgelehnt wird.

    (Bild: zVg) «Die Juso-Initiative schwächt die Zukunft der Schweiz als Investitions- und Innovationsstandort massiv», warnt der Aargauer Unternehmer Hans-Jörg Bertschi.

    Swiss Family Business hat diesbezüglich eine Studie von Prof. Föllmi, Universität St. Gallen, in Auftrag gegeben. Zu welchem Schluss kommt die Studie?
    Die Auswirkungen der Initiative sind für die Direktbetroffenen derart einschneidend, dass es zu einem Wegzug von Vermögenden aus der Schweiz kommen wird. Das bedeutet, dass diese Personen in der Schweiz keine Steuern mehr bezahlen werden. Gemäss einem mittleren Szenario würde die von der Juso geforderte Erbschaftssteuer zu jährlichen Steuerausfällen von über 2 Mia. Franken führen.

    Eine klare Aussage der Studie: die Initiative der Juso ist ein Verlustgeschäft – für alle. Was heisst das konkret, auch für die Normalbürgerin und -bürger?
    Ja, man kann es nicht anders sagen: Die Initiative der Juso ist ein Verlustgeschäft für alle! Durch die erwarteten Steuereinbussen müssen Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz mit Steuererhöhungen oder Sparprogrammen rechnen – unter Umständen stehen für die klassischen Staatsaufgaben wie Sicherheit und Schulbildung plötzlich weniger Mittel zur Verfügung.

    Die Juso-Erbschaftssteuer würde viele Familienunternehmen dazu zwingen, ihre Firma zu verkaufen, sagen Kritiker. Die Jungsozialisten halten das für übertrieben: Unternehmer könnten einen Bankkredit aufnehmen, um die Steuerschuld zu finanzieren. Ist das realistisch?
    Das ist leider nicht realistisch. Die Banken vergeben kaum Kredite in der erforderlichen Höhe. Es ist ja nicht so, dass das Geld in das Unternehmen und seine Mitarbeitenden investiert werden und damit zur Wertsteigerung des Unternehmens beitragen würde. Nein! Das Geld ginge direkt an den Staat!

    Die Reichen in der Schweiz bezahlen heute schon hohe Einkommens-, Vermögens- und auch kantonale Erbschaftssteuern. Warum ziehen sie nicht weg, respektive, was hält die Reichen in der Schweiz?
    Dass die Schweiz bei Vermögenden so beliebt ist, hat wohl verschiedene Gründe: Ein hoher Lebensstandard, ein Staat, der sich grösstenteils mit einseitigen Interventionen zurückhält, die Verfügbarkeit von gut ausgebildeten, erfahrenen und motivierten Arbeitskräften sowie eine – gerade auch im internationalen Vergleich – als vernünftig taxierte Besteuerung.

    (Bild: pixabay) Traditionelle Familienunternehmen müssten zerschlagen oder verscherbelt werden, um die hohe Erbschaftssteuer zu bezahlen.

    Könnten die Finanzen aus dieser indirekten Erbschaftsteuer überhaupt rechtlich für den Klimaschutz verwendet werden?
    Genau dort liegt ein anderes Problem der Initiative: Die erhobenen Steuergelder müssen für den Klimaschutz verwendet und können nicht für andere Staatsaufgaben eingesetzt werden. Damit treffen die Steuerausfälle Aufgabengebiete wie Sicherheit, Schulbildung und Gesundheit umso stärker. Zudem wären für die Höhe der Ausgaben nicht die effektiven klimapolitischen Bedürfnisse massgebend, sondern der Umfang der mit der Erbschaftssteuer generierten Einnahmen. Dies birgt das Risiko ineffizienter und nicht bedarfsgerechter Ausgaben.

    Die Juso betont immer wieder, dass es nur die Reichsten der Reichen betrifft. Wie stark sind den die KMU in der Schweiz direkt oder indirekt davon betroffen?
    Die mittleren und grösseren Schweizer Familienunternehmen, von denen viele einen Unternehmenswert von 50 Millionen Franken überschreiten, werden von der Initiative schwer getroffen. Bei diesen Unternehmen resultiert im Übergabeprozess an die Nachkommen eine dermassen hohe Steuerbelastung, dass in vielen Fällen der Verkauf oder sogar die Liquidation droht. Die Initiative trifft aber auch alle Unternehmen, die sich in einem Grenzbereich unterhalb der Schwelle von 50 Millionen Franken befinden: Diese müssten entscheiden, ob sie das Unternehmen weiterentwickeln möchten und damit das Risiko eingehen, die Schwelle zu überschreiten, oder ob sie das Unternehmen oder Teile davon vorher verkaufen. Klar ist: Das Modell des über mehrere Generationen familiengeführten Unternehmens wird faktisch zerstört.

    Was bedeutet diese Juso-Erbschaftssteuer für Ihr Unternehmen?
    Mit der Initiative wird die Nachfolgeplanung enorm erschwert. Neben der Übernahme der unternehmerischen, personellen und finanziellen Verantwortung muss sich die nachrückende Generation damit auseinandersetzen, wie sie mit einer derart hohen Steuerschuld umgehen will. Faktisch ist ein Teilverkauf des Unternehmens die einzige praktikable Lösung. Die nachrückende Generation muss sich die konkrete Frage stellen, ob sie unter solchen Vorzeichen bereit ist, die Verantwortung für das Unternehmen und seine Mitarbeitenden zu übernehmen.

    Auch die Schweizer Startup-Szene würde durch die Initiative geschwächt. Können Sie das genauer erklären?
    Aufgrund der masslosen Abgaben werden sowohl finanzkräftige Investorinnen und Investoren wie auch erfolgreiche Gründerinnen und Gründer der Schweiz den Rücken kehren: Niemand will sich dem Risiko aussetzen, dass das mit viel Herzblut, persönlichem Engagement und Risikokapital aufgebaute Unternehmen nach dem Tod der Eigentümerschaft zerschlagen oder verkauft werden muss. Die Initiative schwächt die Schweizer Startup-Szene signifikant, weil Talente und Kapital verlorengehen.

    Ihre Prognose: Wie wollen Sie die Juso-Initiative bodigen und wie geht der Urnengang aus?
    Ich erkenne in der Politik, der Wirtschaft aber auch innerhalb weiter Teile der Gesellschaft ein klares und breites Missbehagen gegenüber der Initiative der Juso und deren Auswirkungen. Daher rechne ich mit einer deutlichen Ablehnung der Initiative. Dazu braucht es aber ein starkes Engagement der verschiedenen Akteure: Wir müssen den Stimmbürgerinnen und Stimmbürger aufzeigen, dass die schädlichen Auswirkungen dieser Initiative nicht die sogenannt Reichen treffen, sondern alle Einwohnerinnen und Einwohner des Landes.

    Interview: Corinne Remund


    Über das «Überparteiliche Komitee gegen die Juso-Initiative»

    Das von Swiss Family Business initiierte «Überparteiliche Komitee gegen die Juso-Initiative» setzt sich aus verschiedenen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammen. Das Komitee umfasst Vertreterinnen und Vertreter von SVP, FDP, die Mitte, GLP und SP. Zudem sind verschiedene Familienunternehmen aus der ganzen Schweiz im Komitee vertreten.

    www.nein-zur-juso.ch


    Über Swiss Family Business

    Swiss Family Business ist eine Plattform von familien- und inhabergeführten Unternehmen. Als Interessenorganisation vertritt sie gegenüber den politischen Entscheidungsträgern, den Behörden und der Öffentlichkeit die Anliegen von Familienunternehmen und zählt heute über 380 Mitglieder aus der ganzen Schweiz.

    www.swiss-family-business.ch

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